Reifen

Vorne: 90/90 - 21  •  Hinten: 150/70 - 17

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REIFEN-BEURTEILUNG (zum Vergrößern anklicken)

Die "Noten" sind nicht 1 zu 1 mit jenen in der CCM-Reifentabelle zu vergleichen, da bei den Motorrädern und demzufolge auch den Reifen unterschiedliche Maßstäbe angelegt wurden.


Bei den nachstehenden, einzelnen Beschreibungen der jeweiligen Reifen habe ich ganz bewusst auch immer gleich meine ersten Eindrücke niedergeschrieben und sie auch dann so stehen lassen, selbst wenn diese mit den Kilometern überholt wurden bzw. sich erste Erwartungen (ganz gleich, ob im positiven oder negativen Sinn) nicht bestätigten. So kann man sich meiner Meinung nach ein besseres Bild über die ErFAHRungen mit verschiedenen Modellen machen. Alle Angaben erfolgten nach bestem Wissen und Gewissen ohne jeglicher Markenpräferenz, sind aber natürlich subjektiv und beziehen sich ausschließlich auf den Gebrauch mit der Triumph Tiger 800 XC - auf anderen Motorrädern kann das natürlich auch ganz anders aussehen.

Alle Reifen fuhr ich auf der Straße im Normalfall mit 2,2-2,4 bar Luftdruck vorne und 2,5 - 2,7 bar hinten, auf längeren Offroadpassagen meist jeweils bis zu 1 bar weniger, auf Touren mit regelmäßigen Offroadteilstücken auch irgendwo dazwischen...


Bridgestone Battle Wing

 

Laufleistung: Hinten ca. 7000 km, vorne ca. 10.000 km

 

Ab Werk wird die Triumph Tiger 800 XC mit Gummis der Firma Bridgestone ausgeliefert. Der Reifen überraschte mich vor allem, was seine Performance bei Regen betrifft, was für einen Vielfahrer kein unwesentliches Argument darstellt. Außerdem überzeugt er durch einen ruhigen, stabilen Geradeauslauf auch bei hohen Geschwindigkeiten, lenkt präzise ein und hält auch in extemer Schräglage die Spur, was den Japaner zu einer guten Wahl z.B. auf asphaltierten Pass-Straßen macht. Im Gelände stößt er naturgemäß bald an seine Grenzen, die guten Allround-Eigenschaften, veranlassten mich dazu, ihn dennoch noch zweimal aufzuziehen. Gut möglich, dass er wieder einmal an den Tiger kommt, wenn mir mehr nach Straße ist.

 


Bridgestone Battlewing fast neu (oben) bzw. schon relativ abgefahren (rund 7000 km).
Bridgestone Battlewing fast neu (oben) bzw. schon relativ abgefahren (rund 7000 km).


Heidenau K60 Scout

 

Laufleistung: Hinten ca. 7.000 - 10.000 + km, vorne 8.000 - 10.000 +

stark abhängig vom Einsatzbereich (auf Reisen, wo man normalerweise gemäßigter unterwegs ist, sind 10.000 km machbar, wenn es vornehmlich etwas flotter durch "Hausstrecken" geht, reicht es bei mir und der XC immer noch für gut 7.000 km)

 

Nach 23.200 Kilometern mit dem Brückensteiner Battle Wing (verteilt auf zwei Vorder- bzw. drei Hinterreifen) sollte es mal etwas offroad-tauglicheres sein und nach langen Überlegungen und kurzen Tests (Metzeler Karoo bzw. das Maß aller Reiseenduro-Dinge, der Conti TKC 80, allerdings jeweils an einer BMW GS) fiel meine Wahl im Frühjahr 2012 auf den ein Jahr davor auf den Markt gekommenen Heidenau K60 Scout, dem in diversen Foren ein ausgezeichneter Kompromiss zwischen Straßen- und Geländetauglichkeit bescheinigt wird. Auf den ersten rund 70 Kilometern auf Asphalt war vor allem bei langsamer Geschwindigkeit ein deutliches Vibrieren zu spüren bzw. ein Geräusch zu hören, das sich jedoch ab ca. 60 km/h verflüchtigte. Auch in der Kurve scheint er ausreichend Grip zu haben, wenngleich hier die "Grenzen" noch auszuloten sind. Fortsetzung (Schotter etc.) folgt…


…nach ca. 8000 Kilometern mit den Heidenaus ist es nun Zeit für ein Update. Das Augenscheinlichste zuerst: Während die Bridgestone Battlewing nach dieser Laufleistung schon ziemlich hinüber waren, verfügt der K60 Scout immer noch über genug Profil, so dass mit dem Hinterreifen noch zumindest weitere 2000, mit dem Vorderreifen wahrscheinlich noch mehr Kilometer zurückzulegen sind (wobei ich wohl lieber beide Reifen zusammen wechsle). Das hat mich doch überrascht. (Anmerkung: bei später aufgezogenen Sätzen war auch schon mal nach 7000 km Schluss, es ist ganz davon abhängig, wie man unterwegs ist - bei mir hält er auf Reisen, so es nicht in die Dolomiten etc. geht, länger als auf den Hausstrecken).

 

Das anfängliche Vibrieren bwz. Geräusch bei niedrigen Geschwindigkeiten hat sich mit der Zeit verflüchtigt (oder fällt zumindest nicht mehr auf), jenseits der 150 km/h läuft er jedoch merkbar unruhiger als der Battlewing – fürs Autobahnrasen ist er auch nicht gemacht. Seine Stärken spielt der Scout meiner Meinung nach in seiner Vielseitigkeit aus, die ihn für Reisen zum optimalen Begleiter macht, zumindest auf der XC. Von Landstraßen über extrem schlechte Straßen in Rumänien bzw. der Ukraine bis hin zu Schotter, ein wenig Gatsch bzw. Gelände und eben auch Autobahnen war alles dabei, ca. ein Viertel der Kilometerleistung (bis Juli 2013 bin ich ca. 37.000 km mit dem Scout unterwegs) wurden im Soziabetrieb und voll beladen, der Rest größtenteils alleine zurückgelegt. Wenn der Reifen warmgefahren ist, muss man auch vor Schräglagen bis an die Rasten nicht zurück schrecken, bietet er ausreichend Grip, wenngleich man sich an ein leichtes „Hineinkippen“ in die Kurve erst gewöhnen muss. Auf die Hinterradbremse reagiert er „nervöser“ als der BW, da geht der Hintern schon mal abrupt weg, wenn man nicht aufpasst. Wie überhaupt der Bremsweg bei einer Vollbremsung subjektiv gefühlt etwas länger ausfällt. Auf Schotterstraßen hält er hervorragend die Spur und verträgt dabei durchaus auch ein beherzteres Tempo, auch im Gelände oder auf der Wiese ist lange nicht Schluss, wenngleich man hier doch den durchgehenden Mittelsteg spürt, er nicht ganz dei Performance z.B. eines TKC 80 oder des Karoo 3 erreicht.

 


Nach mittlerweile neun oder zehn Sätzen (mit zwischenzeitlichen "Seitensprüngen", siehe unten) muss ich sagen, mit dem Heidenau K60 Scout die für mich und meinen Tiger idealen Gummis, um nicht zu sagen die "Eierlegende Wollmilchsau" für den Kompromiss zwischen On- und Offroad gefunden zu haben. Für jeden, der häufiger Mal auch die befestigte Straße verlässt und Wert auf anständige Regenperformance sowie ordentliche Laufleistungen legt eine klare Empfehlung. 


Metzeler Karoo 3

 

Laufleistung: Hinten ca. 5000 bis 6000 km, vorne ca. 7000 km

die besondere "Eigenheit" des Karoo 3 ist, dass sich das Profil am Hinterreifen bereits nach 2-3tkm mehr als halbiert, was den Offroadeigenschaften nicht zuträglich ist, im letzten Drittel der Laufleistung hält er dann das Profil relativ stabil.

 

Nachdem ich der Meinung war, dass mal wieder etwas Neues auf die Speichenfelgen muss, habe ich mir im August 2013 den frisch auf den Markt gekommenen Karoo 3 von Metzeler aufziehen lassen. Auf den ersten Blick sieht er durch die "V-Anordnung" der Stollen sowie deren variierenden Abstände ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, die ersten Fahreindrücke waren aber ordentlich. Im Vergleich zum Heidenau hört man den Grobstoller ein wenig lauter, dennoch erscheint mir der Geradeauslauf auf einer ersten Runde über meine (asphaltierten) "Hausstrecken" sogar ruhiger. Ein Abstecher auf Schotter bzw. ins Gelände steht noch aus, auf der Straße merkt man das "Kippen" des Vorderrades zumindest auf den ersten Kilometern deutlicher als beim Scout, an dessen Performance punkto Laufleistung, Grip auf und abseits der Straße bzw. Regeneigenschaften ich ihn messen werde. Mehr hier, sobald ausreichend ErFAHRungswerte vorhanden sind…


…nach knapp 6000 Kilometern mit dem Reifen sind diese nun da bzw. ist es an der Zeit für ein Update. Ich hätte anfangs nicht gedacht, dass ich das schreiben würde, aber der Karoo 3 fühlt sich auf Asphalt bei vergleichbarem Grip noch eine Spur agiler an als der Scout, den er auch im leichten Gelände bzw. auf Sand übertrumpft. Dafür kommt er punkto Laufleistung an den Heidenau nicht heran. Schon nach ca. 3000-4000 Kilometern waren die Stollen am Hinterreifen ziemlich runtergefahren, im letzten Drittel hält er dann aber noch verhältnismäßig lange, war eigentlich kaum noch ein Mehrverschleiß feststellbar, ehe er bei 5800 Kilometern gegen einen neuen Satz ausgewechselt wurde. Der Vorderreifen hätte vielleicht noch rund 1000 Kilometer gehalten, war aber teilweise auch schon recht nahe am Limit. Da ein guter Teil der Laufleistung auf dem bekannt "gripfressenden" französischen Asphalt gefahren wurde, war ich schon gespannt, ob er in heimatlichen Gefilden länger hält – die Antwort war negativ: Auch auf meinen Hausstrecken war der Hinterreifen (bei größtenteils zügiger Fahrweise) nach knapp 6000 Kilometern völlig am Ende. Die Performance auf nasser Straße ist auch in Ordnung, das fast schon grenzenlose Vertrauen, das ich mit dem "Regenkönig" Scout hatte, konnte ich jedoch nicht aufbauen – vor allem bei Kälte und Nässe ist mit dem Ding doch Voricht geboten!

Jedenfalls kann ich den Metzeler Karoo 3 für die Triumph Tiger 800 XC durchaus empfehlen – vor allem wenn der Offroad- bzw. Schotteranteil etwas höher liegt, weil er dort seine Stärken ausspielt (so lange die Stollen nicht runtergehobelt sind). Bei Reisen sollte man allerdings unbedingt mit einem frischen Satz losfahren, sind über 5000 Kilometer geplant, ist der Heidenau wohl die besere Wahl.



Conti TKC 80

 

Laufleistung: hinten ca. 5000 bis 6000 km, vorne ca. 7000 km

 

Die 6000 wären bei gemächlicher Fahrweise auf Reisen möglich, auf meinen Hausstrecken bzw. einem Abstecher ins Deutsche Hechlingen war der Hinterreifen aber nach 5000 km am Ende. Ähnlich wie der Karoo 3 verliert auch der TKC 80 vor allem zu Beginn einiges an Gummi und hält dann im letzten Drittel der Laufleistung relativ konstant das (Rest)-Profil.

 

Im April 2014 habe ich erstmals den Reiseenduro-"Evergreen" TKC 80 von Conti auf die Speichenfelgen des Tigers montieren lassen – ein Reifen, auf den, obwohl längst in die Jahre gekommen, immer noch zahlreiche Weltenbummler schwören. Ich werde ihn in den nächsten Wochen an seinen jüngeren Widersachern aus dem Hause Heidenau bzw. Metzeler messen, die die Latte vor allem punkto Vielseitigkeit doch recht hoch legten. Optisch macht er ordentlich etwas her, die ihm nachgesagte hohe Geräuschentwicklung hätte ich zumindest auf den ersten Kilometern, die gleich bei leichtem Regen und dementsprechend vorsichtig absolviert wurden, nicht als störend empfunden, eine erste (gemütliche) Schotterrunde hat er - wenig überraschend - mit Bravour gemeistert. Mehr über Handling, Laufleistung und vor allem Grip auf trockenem wie nassem Asphalt, sobald genügend ErFAHRungswerte vorhanden sind…


…nach knapp 5500 km mit dem Conti sind diese nun da und der (Hinter)-reifen am Ende. Am besten gefiel er mir auf Schotter, da hat der TKC richtig Traktion, läuft wie auf Schienen, auch auf (trockenem) Asphalt muss er sich nicht vor der Konkurrenz aus dem Hause Heidenau oder Metzeler verstecken und lässt Schräglagen bis an die Rasten zu. Bei Regen sieht das freilich schon ein wenig anders auch, wenngleich er auch da fahrbar bleibt, seine Grenzen zumindest ankündigt (im Gegensatz zum Karoo 3, der zwar etwas später, dann aber recht unvermittelt weggeht). Etwas enttäuscht war ich auch von der Performance im Matsch und auf der Wiese – da hätte ich dem Reifen aufgrund seiner Optik etwas mehr zugetraut, wenngleich er sich da zumindest vor dem Scout nicht verstecken muss. Die Laufleistung ist wie schon erwähnt keine Stärke des TKC, ab rund 5000 km bewegte ich mich schon hart an der Grenze des Gesetzes, bei 5500 wurde er dann gegen den Mitas E-10 gewechselt. Der Vorderreifen hätte zwar noch bestimmt 1500 km gehalten, kam aber ebenfalls runter. Unterm Strich ist der TKC 80 auf dem Tiger sicher eine ordentliche Alternative, wenn die Reise über 5000 Kilometer gehen soll, würde ich aber ähnlich wie vom Karoo 3 eher abraten.


Pirelli Scorpion Trail

 

Weil mein Tiger aufgrund eines kleinen technischen Gebrechens in der Werkstatt auf ein Ersatzteil wartete, hatte ich Anfang Juni 2014 für eine Woche eine nagelneue 800 XC zur Verfügung – genug Zeit, um mir bis auf die Laufleistung ein Urteil über den aufgezogenen Scorpion Trail von Pirelli zu bilden.


Im Vergleich zum Bridgestone Battlewing, den der Sorpion Trail ja als Serienbereifung des Triumph Tiger 800 XC ab Werk abgelöst hat, besitzt der Pirelli definitiv die sportlicheren Gene. Der Reifen baut auf Asphalt sofort Vertrauen auf und bietet mit der nötigen Betriebstemperatur Grip ohne Ende – seit Montage der höher bauenden Touratech-Fernreiserasten sowie des Tractive-Federbeins auf meinem Tiger hatte ich selten so oft "Bodenkontakt" mit Stiefeln bzw. Fußrasten wie in den Tagen mit dem Scorpion, der dennoch (fast) nie ins Rutschen kam. Das Einlenkverhalten ist präzise, die Rückmeldung ordentlich. Da mir in der Woche mit dem Vorführer aus dem Hause Ossimoto auch ein heftiger Regenguss nicht erspart geblieben ist, durfte sich der Pirelli auch im Nassen beweisen und machte dabei durchaus gute Figur – wenngleich auch er in diesem Punkt keinesfalls an den Heidenau K60 Scout herankommt. Schotter ist zwar naturgemäß nicht das Terrain, auf dem sich der Reifen am wohlsten fühlt, für die (flotte) Fahrt über den Feldweg ist er dennoch allemal geeignet.

Wer also einen Straßenreifen für die sportliche Kurvenhatz sucht, ist mit dem Pirelli Scorpion Trail sicher nicht schlecht beraten, auch gelegentliche Ausflüge auf (trockene) Feldwege oder einfachere Schotterstraßen bringen ihn kaum in Verlegenheit. Doch auch wenn ich den Verschleiß aus Objektivitätsgründen nicht bewertet habe, so dürfte dieser nicht zu den Stärken des Pirellis zählen – man "spürt" förmlich, wie der Gummi abbaut und es würde mich überraschen, wenn mit dem Hinterreifen bei sportlicher Fahrweise mehr als 5000 Kilometer möglich sind. Für Vielfahrer erscheint mir daher der Bridgestone Battlewing vielleicht doch die bessere Wahl zu sein, auch wenn dieser nicht ganz an die Performance des moderneren Scorpion Trail herankommt.


Mitas E-10

 

Laufleistung: hinten ca. 4000 bis 5000 km, vorne ca. 6000

 

Bereits nach rund 4000 km war der Reifen praktisch kein Grobstoller mehr, nur bei wirklich gemütlicher Fahrweise wären mehr als 5000 mit dem Hinterreifen möglich, vorne höchstens 6000.

 

Im Juni 2014 habe ich erstmals den E-10 vom tschechischen Reifenhersteller Mitas auf den Triumph Tiger 800 XC aufgezogen, nicht zuletzt deshalb, weil der bei Freunden an der Yamaha XT 660 Z Ténéré bzw. KTM 690 Enduro R ganz ausgezeichnet funktioniert. Auf den ersten Blick erinnert er optisch bzw. von der Anordnung der Stollen stark an den TKC 80, dennoch läuft er um einiges ruhiger als der Konkurrent von Conti. Punkto Grip auf trockenem Asphalt spielt er, so zumindest mein Eindruck auf den ersten ca. 500 Kilometern mit dem Gummi, in derselben Liga wie Scout, Karoo 3 oder auch TKC, die einander da nicht viel schenken – wenngleich er beim forschen Rausbeschleunigen aus der Kurve etwas mehr wegschmiert als die Konkurrenten, wobei das aber gut kontrollierbar bleibt. Auf Schotter hält er perfekt die Spur, auch grobes Gestein bringt ihn kaum aus der Ruhe. Ich bin schon gespannt auf die Performance im Regen – dies und nicht zuletzt die Laufleistung wird darüber entscheiden, ob mir der Mitas E-10 danach noch einmal auf die Speichenfelgen kommt. Das Ergebnis wird hier zu lesen sein, sobald genügend ErFAHRungswerte vorhanden sind...


…nachdem diese Erfahrungswerte nun da sind, kann ich nach den knapp 5000 Kilometern, die ich den Reifen am Tiger hatte, sagen, dass er sowohl punkto Laufleistung als auch was den Grip auf nassem Asphalt betrifft, doch etwas hinter meinen Erwartungen geblieben ist. Den wiederholt gehörten angeblichen Vorteil punkto Regenperformance gegenüber den TKC80 habe ich jedenfalls nicht bemerkt, im Gegenteil: Beim Beschleunigen drehte mitunter das Hinterrad auf nasser Straße durch, einmal bin ich in einer langsamen Kehre im Regen mit beiden Rädern weggerutscht. Dafür ist der Mitas abseits befestigter Wege in seinem Element, in Matsch und auf feuchten Wiesen mit das Beste, was bislang am Tiger montiert gewesen ist, auch auf Schotter, ob grob oder fein hält er exakt die Spur und findet ausreichend Grip. Auch fuhren sich die Stollen auf meinen Hausstrecken recht rasch ab, so dass er streng genommen bei 4000 Kilometern schon gewechselt hätte werden sollen, dennoch waren auf trockener Fahrbahn bis zum Ende der Laufleistung auch mit dem Mitas Schräglagen bis an die Rasten ohne Bauchweh möglich. Empfehlen würde ich den Reifen, wenn man wirklich regelmäßig befestigte Wege verlässt und eher kein Vielfahrer ist, möglicherweise gebe ich dem E-10 in der Dakar-Variante (mit verstärkter Karkasse) noch eine Chance (der Mitas E-09 Dakar ist für die Dimension des Hinterrades der XC, 150 70/17, nicht erhältlich), aktuell kam Ende Juli 2014 wieder mal ein Heidenau K60 Scout auf die Felgen, um nicht alle vier Wochen einen neuen Gummi bestellen zu müssen.



Conti TKC 70

 

Laufleistung: hinten ca. 9000 - 11.000+, vorne ca. 9000 - 10.000

 

Der Hinterreifen scheint beim TKC 70 etwas länger zu halten als der vordere, der nach rund 5-6 tkm doch ein wenig mehr zur Sägezahn-Bildung neigte als andere Reifen, jedoch ohne sich dadurch spürbar in seinen Fahreigenschaften zu verschlechtern.

 

Nachdem ich mit der CCM nun ein Motorrad fürs Gröbere daheim stehen habe, zog ich dem Tiger Anfang März 2015 Mal wieder etwas Straßen-afinere Gummis auf. Die Wahl fiel auf den neuerschienenen TKC 70 aus dem Hause Continental, der laut Werbebotschaft immer noch ein guter Kompromiss für Schotter- oder Offroadausflüge sein soll, aber trotzdem auf Asphalt jede Menge Grip bietet. Auf den ersten paar Kilometern lief er schon einmal merkbar ruhiger als seine grobstolligeren Vorgänger. Mehr über den Reifen On- und Offroad, seine Regenperformance bzw. Laufleistung sobald genügend ErFAHRungswerte vorhanden sind...



...nach ca. 350 Kilometern auf unterschiedlichstem Terrain (von richtig flotten Straßenabschnitten über Schotter- und Waldwege bis hin zu feuchten Wiesen) lässt sich schon ein erstes, positives Zwischen-Fazit ziehen: Der Gummi spielt punkto Grip wirklich (fast) in der Trail-Attack-Klasse und hält trotzdem auch bei beherzter Gangart auf Schotter die Spur. Im Gatsch oder auch auf feuchten Wiesen ist er jedoch sehr rasch an seinen Grenzen, was mich aber nicht wirklich überrascht hat.


Nach 9500 Kilometern kam der Reifen runter, auch wenn zumindest im für gewöhnlich gemäßigteren "Reisemodus" durchaus noch weitere 1000 realistisch gewesen wären, vor allem mit dem hinteren. Ein echter Langläufer also, denn bislang konnte ich höchstens mit dem Heidenau derartige Distanzen zurücklegen, allerdings nicht auf meinen Hausstrecken. Gefühlsmäßig würde ich also sagen, dass der TKC 70 überhaupt der bislang langlebigste Reifen auf dem Tiger gewesen ist. Für ein endgültiges Urteil diesbezüglich im direkten Vergleich mit dem Heidenau müsste ich aber wohl noch einen zweiten Satz fahren, weil die Laufleistung wie schon erwähnt auch immer davon abhängig ist, wo man unterwegs ist – und beim TKC 70 war das eben sowohl eine (Abruzzen)-Reise, als auch die Kurvenjagd in heimatlichen Gefilden. Auf der Straße kennen die Contis definitiv keine Grenzen, die nicht ohnehin das Motorrad auferlegen würde, soll heißen: Fahrspaß bis die Rasten kratzen, dazu ist er extrem handlich und reagiert direkt auf jeden Lenkimpuls. Eine negative Eigenheit des Reifens war, dass ab etwa 150 km/h das Motorrad zum Pendeln neigt, das dürfte zum Teil auch daran liegen, dass der Conti relativ empfindlich auf "falschen" Luftdruck reagiert, wie es nach längeren Offroad-Passagen schon mal vorkommt, wenn man gerade keinen Kompressor dabei hat. Mit exaktem Luftdruck war es besser, aber auch nicht ganz weg. Im Regen hatte ich zunächst relativ lange Hemmungen, speziell was das Vorderrad betrifft hielt sich da mein Vertrauen in Grenzen, als ich in den Abbruzzen dann aber doch mehrere Tage auch bei heftigen Niederschlägen unterwegs gewesen bin, haben sich diese als völlig unbegründet erwiesen – auch auf nassem Asphalt sind durchaus beherzte Schräglagen möglich, spielt der TKC 70 fast in der Scout-Liga. 

Nur abseits befestigter Wege kommt er nicht ganz an den Heidenau heran, an dem er sich – auch wegen der vom Hersteller geschürten Erwartungshaltung – messen lassen musste. Im Schotter läuft er durchaus ordentlich und hält auch die Spur, solange es nicht zu steil wird oder man zu fest am Gashahn dreht, sobald es matschig wird oder über feuchte Wiesen geht, stößt er dann aber doch recht rasch an seine Grenzen. Unter dem Strich finde ich den Conti TKC 70 aber als einen gelungenen Reifen, den man speziell all jenen empfehlen kann, die mit ihrer Reiseenduro zwar vornehmlich auf asphaltierten Straßen unterwegs sind, aber trotzdem immer wieder gerne mal auch auf unbefestigte Wege abbiegen, ohne sich gleich Gedanken machen zu müssen. Aufgrund seiner außerordentlichen Haltbarkeit ist er definitiv etwas für Vielfahrer, ich könnte ihn mir dank seiner Regenqualitäten z.B. gut auf einer Schottland-Reise vorstellen, wo Offroad-Abstecher doch eher die Ausnahme sind. 


Avon TrekRider

 

Laufleistung: hinten ca. 7000 km, vorne ca. 7500 bis 8000 km

 

Nachdem ich zwischenzeitlich wieder vermehrt mit dem bewährten K60 Scout von Heidenau unterwegs gewesen bin (mittlerweile waren es schon acht Sätze), kam im März 2017 mit dem TrekRider von Avon mal wieder etwas Brandneues auf die Speichenfelgen des Tigers. Die vollmundige Ansage in der Werbebotschaft der Briten von 50 Prozent Straße und 50 Prozent Offroad ist natürlich nicht wirklich für bare Münze zu nehmen, auf den ersten Kilometern erinnerte er mich aber stark an den TKC 70. Obwohl mit den frisch aufgezogenen Gummis naturgemäß defensiv unterwegs, scheint er auf Asphalt richtig gut zu funktionieren und besticht dabei auch durch eine Laufruhe, mit der ein Heidenau z.B. nicht aufwarten kann. Natürlich war auch schon ein Abstecher auf Feld- und Waldwege dabei – inklusive einer Rutschpartie auf einer etwas steileren, feuchten Abfahrt. Auch das hat mich aufgrund des Profils nicht allzu sehr überrascht, Gatsch scheint nicht das Ding des TrekRiders zu sein. Die Selbstreinigung funktioniert gut, nach wenigen hundert Metern auf trockenem Schotter war der Reifen wieder frei. Sobald mehr Erfahrungswerte gemacht sind, auch was sein Nässefahrverhalten auf der Straße betrifft (sowie später natürlich die Laufleistung) wird das hier zu lesen sein.

Nach mittlerweile ziemlich genau 4000 Kilometern auf unterschiedlichstem Terrain (vom verbliebenen Profil zu schließen, könnte noch einmal in etwas dieselbe Distanz zu absolvieren sein) ist es Zeit für eine Zwischenbilanz, bestätigt der TrekRider den insgesamt guten ersten Eindruck. Speziell auf der Straße ist er extrem handlich, lenkt präzise ein und kommt reinen Straßen-Pneus bzw. auch dem TKC 70 von Conti sehr nahe. Was die Regenperformance betrifft, haben die Engländer im Vergleich zu früher enorm zugelegt, auch wenn er mir da nicht ganz das Vertrauen der "Klassenbesten" vermittelt – kleinere, provozierte Rutscher waren die Ausnahme. Abseits befestigter Wege spielt der TrekRider in etwa in der Heidenau-Scout-Liga, da hätte ich ihm aufgrund des Aussehens bzw. des fehlenden Mittelstegs eigentlich etwas mehr zugetraut. Steile bzw. grobschottrige Abschnitte sind selbst bei beherztem Tempo kein Problem, wenn es matschig wird, stößt er aber doch etwas früher an seine Grenzen als erwartet.

Nach 6000 Kilometern kam der TrekRider runter, weil das Restprofil sicher nicht mehr für eine bevorstehende Reise gereicht hätte, etwa 1000 bis 2000 Kilometer mehr wären aber wohl noch drinnen gewesen, womit auch die Laufleistung durchaus im besseren Bereich angesiedelt ist. Unter dem Strich kann ich den Reifen all jenen empfehlen, die gerne regelmäßig auch auf unbefestigten Wegen fahren und trotzdem nicht auf eine wirklich gute Performance auf der Straße verzichten wollen. Der TrekRider besticht für einen "Dual"-Reifen vor allem durch seine Laufruhe und Spurtreue, "Wunder" darf man sich im Gatsch aber keine erwarten, das können andere Grobstoller besser. 


Avon TrailRider

 

Laufleistung: hinten ca. 8000 bis 9000 km, vorne 9000 bis 10.000

(vornehmlich im "Reisemodus" gefahren, auf Hausstrecken könnte es auch etwas weniger sein)

 

Für die bevorstehende Schottland-Tour hat mir nun im Mai 2017 die Firma Avon dankenswerter Weise einen Satz TrailRider zur Verfügung gestellt. Nach den guten Erfahrungen mit dem TrekRider bin ich schon sehr gespannt, wie sich der vom Profil doch straßenorientierter daherkommende Pneu im Alltag schlägt. Denn Alltag heißt beim Wolf auch immer wieder runter von der Straße. Die ersten 200 Kilometer, ausschließlich auf Asphalt und eher defensiv unterwegs zurückgelegt, vermittelte er jedenfalls einen ordentlichen Eindruck. Mehr über den TrailRider gibt's dann nach der Reise bzw. wenn genug ErFAHRungswerte da sind.

Nach der Schottland-Tour standen diese zur Genüge zur Verfügung, einen viel breiteren Querschnitt an unterschiedlichsten Fahrbahnbelägen und vor allem verschiedenen Witterungen kann man sich für einen „Reifentest“ eigentlich nicht wünschen. Und der TrailRider entpuppte sich als hervorragende Wahl für die Reise bzw. als "Universaltalent"! Auf trockenem Asphalt hält er stabil und präzise die Spur, sind Schräglagen bis an die Grenzen des Motorrads möglich, auch das Aufstellmoment beim harten Anbremsen bleibt jederzeit im grünen Bereich. Um ihn am Kurvenausgang ins Rutschen zu bringen, muss man schon ordentlich am Gashahn drehen – der Avon darf durchaus sportlich gefahren werden. Auch auf nasser Straße und sogar im Starkregen hält er ordentlich und zählte zu den besseren Reifen, die bislang auf den Speichenfelgen des Tigers gewesen sind, kam da z.B. einem TKC70 von der Performance sehr nahe. In Anbetracht seiner hervorragenden Straßen-Eigenschaften funktioniert der TrailRider auch auf Schotter gut bzw. besser als vergleichbare Gummis, dass bei Matsch (ordentliche) Abstriche gemacht werden müssen, liegt in der Natur der Sache bzw. seines Profils. Nach 7500 Kilometern ist er immer noch nicht am Ende und bestimmt noch für zumindest weitere 1000 gut – zieht man in Betracht, dass ich auf Reisen insgesamt doch eher defensiver als auf Hausstrecken unterwegs bin, würde ich ihn etwas unter dem Heidenau K60 Scout ansiedeln, aber jedenfalls in der vorderen Hälfte. Unter dem Strich kann ich den TrailRider von Avon all jenen emfehlen, die auf sehr gute Performance auf der Straße wert legen und trotzdem nicht nachdenken wollen, wenn sie immer wieder mal auf einen unbefestigten Weg abbiegen – aber auch reine Straßenfahrer werden mit dem Reifen ihre Freude haben. Die ordentliche Laufleistung sowie Regenperformance machen ihn obendrein zu einem verlässlichen Begleiter für die Reise – ich denke, der kommt wieder mal rauf, wenn ein Ziel am Plan steht, bei dem ich eher auf Asphalt bleibe.


Michelin Anakee Wild

 

Laufleistung: Hinten ca. 6000 bis 6500 km, vorne ca. 7000 bis 7500

 

Auf den Avon TrailRider, der nach 7800 km runter kam, folgte der Michelin Anakee Wild, den ich eigentlich schon zu Saisonbeginn auf dem Radar gehabt hätte, der aber damals noch nicht fürs 21-Zoll-Voderrad lieferbar gewesen ist. Im September 2017 hat mir Michelin Österreich nun jedoch dankenswerter Weise einen Satz zur Verfügung gestellt. Durch die weit auseinander liegenden Profilblöcke kommt er optisch richtig grob daher und verleiht dem Motorrad ein enduro-typisches aussehen, weil die Blöcke aber an den Flanken abgerundet weit hinaus reichen, traue ich ihm durchs auf auf der Straße gripmäßig einiges zu. Der erste Eindruck nach rund 300 Kilometern war jedenfalls sowohl auf (trockenem) Schotter als auch auf Asphalt recht gut. Der Reifen läuft spurtreuer, als es vom Aussehen vielleicht zu erwarten gewesen wäre, selbst Autobahngeschwindigkeiten bringen den Gummi nicht aus der (Lauf)-Ruhe. Schräglagenmäßig war ich vorerst noch mit den bei neuen Reifen angebrachten Defensive unterwegs, erst richtig viel Gas im Kurvenausgang quittiert er mit Rutschern, was sich aber recht gut ankündigt und stets kontrollierbar bleibt. Mehr über den Anakee Wild, auch was seine Regenperformance auf befestigten sowie unbefestigten Wegen betrifft, gibt es dann hier sobald genügen ErFAHRungswerte vorhanden sind.

Nach etwa 5.500 Kilometern, unter anderem auch in Kroatien und dem Friaul, sind diese Erfahrungswerte nun vorhanden und ich muss sagen, dass der Michelin das Zeug dazu hat, zu einem meiner Lieblingsreifen zu avancieren. Ganz einfach, weil er den ewigen Kompromiss aus Straße und Schotter bzw. unbefestigte Wege recht gut hinbekommt, wenn man den Schwerpunkt darauf ausgelegt hat, wirklich regelmäßig den Asphalt zu verlassen. Wobei er auch auf der Straße gut funktioniert, durchaus beherzte Schräglagen zulässt. Wohl auch, weil er von der Gummimischung etwas härter erscheint als etwa ein TKC 80, die „Benchmark“ für Offroad-Reifen auf schweren Reiseenduros, die Stollen nach außen hin etwas abgerundet sind. Für einen „Stoppler“ lenkt der Reifen recht neutral ein und lässt auch vom Bremsweg vergleichbare Konkurrenten (Mitas E-10, TKC 80) klar hinter sich. Die Nässeperformance ist ebenfalls in Ordnung, ich würde sie mit jener des  Karoo 3 vergleichen  – solange man nicht übermütig wird ist man mit dem Anakee Wild also auch im Regen recht sicher unterwegs.

Wirklich zum Tragen kommen seine Qualitäten aber natürlich erst, sobald man den Asphalt verlässt. Auf Schotterpassagen ist er in seinem Element, auch steile Anstiege können ihm wenig anhaben, über Matsch und feuchte Wiesen ist er durchaus mit den Klassenbesten unter den Reisereifen auf Augenhöhe, die Selbstreinigung ist okay. Und auch die Laufleistung erscheint mir durchaus in Ordnung, vom Gefühl sollte der Hinterreifen noch für weitere 1.000 Kilometer gut sein, der vordere womöglich sogar für bis zu 2.000. Womit er in diesem Punkt bei mir auf dem Tiger doch klar über den von der Performance vergleichbaren Gummis liegt und bestimmt wieder mal auf die Felgen kommen wird. Aber jetzt darf er erst einmal im Winter draufbleiben, wo ich zwar kilometermäßig nur wenig fahre, aber auf eine gute Kälte- bzw. Nässeperformance Wert lege.


Pirelli Scorpion Rally STR

 

Laufleistung: Hinten ca. 7000 bis 7500 Kilometer, vorne 9000 bis 10.000+

(vornehmlich im "Reisemodus" gefahren, auf Hausstrecken könnten es auch gut 1000-1500 km weniger sein)

 

Ende April 2018 bekam ich von Pirelli Österreich dankenswerter Weise einen Satz des Scorpion Rally STR, den ich im Jahr davor schon auf der Ducati Scrambler Desert Sled gefahren und dabei recht angetan gewesen bin. Jetzt werde ich in den nächsten Monaten herausfinden, wie er im Alltagsbetrieb zur Reiseenduro passt. Gleich auf den ersten gut 100 Kilometern hatte ich streckenmäßig ein recht breites Spektrum dabei – von (trockenem) Schotter über ein paar scharfe Kurven bis hin zu einem Stück Autobahn. Unmittelbar nach dem Anakee Wild fällt vor allem die Laufruhe auch bei hoher Geschwindigkeit auf, der Reifen lenkt sehr präzise ein und bleibt auch beim scharfen Anbremse stabil. Mehr über den Gummi, vor allem auch wie er sich bei Nässe – auf und abseits der Straße – schlägt, gibt es hier nachzulesen, sobald genügend Erfahungswerte vorhanden sind.

Nach etwas mehr als 5.500 Kilometern, einer Istrien-Reise und der jüngsten Alpentour sind diese nun da. Auf unterschiedlichsten Belägen und bei unterschiedlichsten Wetter-Verhältnissen. Genau in dieser Vielseitigkeit liegt auch die größte Stärke des Rally Street. Durch die weit nach außen gezogenen Profilblöcke hat der Reifen an der Flanke für einen "Grobstoller" eine sehr breite Aufstandsfläche, was sich auf der Straße äußerst positiv auf den Grip auswirkt. Schräglagen bis die Rasten Kratzen sind mit dem Pirelli ein wahres Vergnügen, das Vertrauen ist rasch aufgebaut, der Grip gefühlsmäßig nie enden wollend. Was sich auch bei Kälte und Nässe kaum ändert. Die Dank des hohen Silica-Anteils im Gummi hervorragende Regenperformance ist neben seiner Universalität die größte Stärke des STR, die mich sogar dazu veranlasste, in meiner "Bewertungstabelle" die bisherigen Noten für den Grip auf nasser (und dann auch gleich trockener) Straße jeweils um einen ganzen Punkt zu reduzieren, um Luft nach oben zu verschaffen. Die braucht man in Anbetracht der offensichtlichen Entwicklung, die die modernen Reifen (nicht nur von Pirelli) in Sachen Grip und Performance machen. Ich hatte jedenfalls noch nie einen Gummi auf den Speichenfelgen des Tigers, der im Regen derart gut funktioniert. Wobei ich hier trotz meines Lobes darauf hinweisen will, dass den speziellen Bedingungen angepasstes Fahren bei Regen dennoch selbstverständlich sein sollte…

Die aufgrund des bisherigen Verschleiß' sowie meinen Erfahrungen hochgerechnete Laufleistung von 7000 bis 7500 Kilometern hinten und ein gutes Stück mehr vorne macht den Pirelli Scorpion Rally STR in Anbetracht seiner hervorragenden Allround-Eigenschaften auch zu einer guten Wahl für Vielfahrer bzw. die Reise. Im Schotter ist die Traktion gut, auch steile und grobe Passagen sind kein Problem, selbst bei flotter Gangart. Erst wenn es abseits befestigter Wege nass und gatschig wird, tun sich naturgemäß die Grenzen des Rally Street auf, ist dann doch deutlich früher Schluss mit lustig als etwa bei einem Anakee Wild von Michelin oder Contis Evergreen TKC 80. Dafür ist das Negativ-Profil eben zu gering, da der Pirelli jedoch ohne einem Mittelsteg auskommt, fehlt ihm in dieser "Kategorie" kaum etwas auf z.B. den Heidenau K60 Scout, auf den er in meinen Augen abzielt. Würde ich nicht regelmäßig neue Reifen ausprobieren, wäre der Scorpion Rally STR in meiner Liste als Gummi für alle Tage jedenfalls ganz oben. Daher kann ich ihn auch ohne schlechtem Gewissen für all jene empfehlen, die regelmäßig auf Schotter abbiegen, ohne dabei auf eine ordentliche Straßen-Performance verzichten zu wollen. Die ist derart gut, dass ich ihn auch reinen Straßenfahrern empfehlen kann, die ihrer Reiseenduro ein rustikaleres Aussehen verleihen wollen – sie werden keine Kompromisse in den Kurven eingehen müssen und auch die Laufruhe, die jedoch naturgemäß bei reinen Straßenpneus besser ist, würde ich nicht als störend empfinden. Bei mir kommt als nächster der nagelneue Michelin Anakee Adventure drauf  ich – ich werde berichten…


Michelin Anakee Adventure

 

Laufleistung: Hinten ca. 8000 bis 9000 Kilometer, vorne ca. 9000 bis 10.000 (Prognose, aufgestellt nach 6000 Kilometern)

 

Ende November 2018 kam der brandneue Anakee Adventure, den mir Michelin dankenswerter Weise schon vor dem offiziellen Verkaufsstart im Jänner 2019 zur Verfügung stellte, auf die Speichenfelgen des Tigers. Zwischen dem reinen Straßenreifen Road 5 Trail und dem offroad-affinen Anakee Wild platziert, wird er mittelfristig den Anakee 3 ersetzen. Wie schon beim Road 5 setzt Michelin dabei die hauseigene 2CT (vorne) bzw. 2CT+ (hinten) Technik ein, kommen jeweils zwei verschiedene Gummimischungen zum Einsatz. Eine härtere in der Mitte der Laufläche soll für eine ordentliche Laufleistung bzw. Lebensdauer sorgen, eine weichere Gummimischung am Rand für bessere Performance auf der Straße.

 Die ersten Eindrücke bei Temperaturen um den Gefrierpunkt waren ordentlich, wenngleich ich natürlich den Straßenverhältnissen entsprechend zurückhaltend unterwegs gewesen bin. Die Geräuschkulisse des Vorderrads ist wie bei gröber profilierten Reifen üblich natürlich nicht die leiseste, hat mich aber nicht wirklich gestört, der Geradauslauf ist gut, das Aufstellmoment beim Bremsen vernachlässigbar. Selbstverständlich waren auf den ersten rund 150 Kilometern auch schon einige auf trockenem Schotter dabei, wo der Anakee Adventure zwar kein Traktions-Wunder ist, aber durchaus ordentlich performte, auch bei höheren Geschwindigkeiten. Mehr über den Michelin, was Grip auf trockener und nasser Straße angeht, aber auch über seine Fähigkeiten bzw. Grenzen abseits davon, gibt es dann hier, sobald genügend ErFAHRungswerte vorhanden sind…

Diese sind nun nach gut 6.000 Kilometern auf unterschiedlichstem Terrain in ausgiebiger Form vorhanden. Der Reifen spielt seine Stärken vor allem auf der Straße aus, wo er auch bei Schräglagen bis an die Rasten hält, lediglich bei zu forschem Rausbeschleunigen aus der Kurve schmiert er früher weg, als reine Straßen-Enduroreifen. Das Einlenkverhalten ist präzise, gute Nassgripeigenschaften machen ihn zu einer interessanten Wahl für Vielfahrer, die nicht lange nachdenken wollen, wenn einmal der Asphalt unter den Reifen ausgeht. Denn auch im Schotter ist man mit dem Anakee Adventure gut unterwegs, solange es trocken bleibt. Erst bei bei grobem Schotter bzw. wirklich steilen Passagen stößt er an seine Grenzen, Gatsch ist naturgemäß gar nicht das Ding des Michelin. Gefühlsmäßig wären noch bis zu 3.000 Kilometer gegangen, da Anfang Oktober 2019 jedoch eine Reise ansteht, bei der mehr zu erwarten sind, kam er bereits vorzeitig runter.


Conti Trail Attack 3

 

Laufleistung: Hinten ca. 8000 bis 9000 Kilometer, vorne ca. 9000 bis 10.000 

 

Anfang Oktober 2019 war mir mal wieder nach einem Straßenreifen – vor allem, weil die geplante Stiefel-Tour nach Sizilien vor allem auf Asphalt stattfinden sollte. Die Wahl fiel auf den neuen Trail Attack 3, den mir Conti dankenswerter Weise zum Testen zur Verfügung stellte. Schon auf den ersten Kilometern lief der Gummi merkbar ruhiger, als die allesamt gröberen Vorgänger in den letzten Jahren am Tiger. Und weil ein Continental Reifen keine lange Einfahrphase benötigt, ging's vom Reifencenter Prünner in Pöttsching auch gleich kurvenreich zur Burg Forchtenstein rauf: Präzises Einlenken, gute Rückmeldung, sehr guter Grip – so die ersten Eindrücke. Wie er sich im Regen schlägt, was er im Schotter kann etc. gibt's hier nach der Tour nachzulesen, wo ich auch gleich ein Video von meinen Erfahrungen machen werde.

Nach der Italien-Tour bzw. mittlerweile 4200 Kilometer mit dem Gummi muss ich sagen, dass er für die Reise, bei der man vor allem auf der Straße bleibt, wie gemacht ist. Wobei es dem Trail Attack 3 ziemlich egal ist, wie sich der Zustand derselben präsentiert, die gute Eigendämpfung auch auf rumpeligen Pisten für ausreichend Komfort sorgt. Auch einfachere, trockene Schotterpassagen waren – mit angepasstem Tempo – kein Problem.

Aber natürlich fühlt sich der Reifen dann am wohlsten, wenn es flott über den Asphalt gehen soll, sind Kurven jeglicher Radien ein wahres Vergnügen. Da besticht er mit einem wunderbaren Gripniveau, das übrigens auch nach über 4000 Kilometern noch genauso gut ist wie am ersten Tag. Beispielhaft ist auch die kurze Einfahrphase: Bereits nach wenigen Kurven ist der Trail Attack 3 auf Betriebstemperatur und kann nach Herzenslust umgelegt werden. Positiv überrascht war ich auch von der guten Nässeperformance, hatte ich doch diesbezüglich zum Vorgängermodell auf verschiedenen Testmotorrädern kein rechtes Vertrauen aufbauen können – da gibt es nichts (mehr) zu meckern.


Heidenau K60 Ranger

 

Laufleistung: ?

 

Im November 2021 bekam ich dankenswerter Weise vom Reifenwerk Heidenau noch vor der Produkt-Einführung einen Satz des K60 Ranger, den ich jetzt über die Wintermonate gefahren bin. Der Gummi ist Offroad wirklich gut, ich würde sogar sagen einen Tick über meinen 50/50-Favoriten Michelin Anakee Wild und Bridgestone AX41, wobei das alles auf sehr ähnlichem Niveau ist. Die Traktion auf Schotter zählt jedenfalls zum Besten, was ich bislang am Tiger hatte und auch über die nicht unwesentliche Selbstreinigung gibt es nichts zu meckern. Auch auf der Straße lässt sich der Ranger "normal" sportlich bewegen, die Geräuschentwicklung liegt im üblichen Bereich für Grobstoller, auch benötigt er etwas mehr Lenkkraft am Kurveneingang, dennoch sind ordentliche Schräglagen möglich, gibt es auch kein störendes "Hineinkippen". Hinten schmiert er beim Rausbeschleunigen doch relativ früh weg, das kündigt sich aber gut an und bleibt stets kontrollierbar. Gut ist auch die Regenperformance und auch bei Kälte vermittelt der Reifen Vertrauen.

An meinen Tiger lasse ich nur das fachkundige Team von Ossimoto: