Triumph Tiger 1050 Sport • Modelljahr 2013

Tiger im Laufgwandl – mehr als nur eine Modellpflege

Über 120 Neuerungen verspricht Triumph im Pressetext der 1050 Tiger Sport gegenüber der "alten" Tiger 1050, um ehrlich zu sein: Das sieht man der Raubkatze auf den ersten Blick gar nicht an. Doch die Modellpflege lag im Detail, wovon ich mich ausführlich überzeugen konnte. Die augenscheinlichste, neben der feschen, Sportlichkeit vermittelnden Einarmschwinge, merkt man schon bald nach dem Losfahren: 10 PS mehr, also immerhin satte 125 Pferde unter dem Sattel, schieben das 235 kg schwere Motorrad noch zügiger voran, als dies ohnehin schon bislang der Fall war. Dazu kommt ein Drehmoment von satten 104 Newtonmetern bei 4.300 U/min, mit dem der Tiger praktisch jederzeit zum Sprung bereit ist: Leise pirscht er sich an sein Opfer heran, um dann mit dem unverwechselbaren Fauchen des Dreizylinders aus britischer Manufaktur am Kurvenausgang eiskalt zuzuschlagen! Dazu befähigt ihn seine Handlichkeit, die ihn wie von selbst auch in engste Richtungswechsel eintauchen lässt und wenn man will zum Jäger der Landstraße macht. Fast ebenso rasch ist dieser Vorwärtsdrang freilich wieder eingebremst, wofür vorne zwei 320er-Scheiben im Verein mit den radial montierten Nissin-Vierkolbenzangen und im Bedarfsfall hinten eine 220er-Scheibe sorgen: Das lässt keine Wünsche offen, wenn mal der Anker geworfen werden muss. Das serienmäßige ABS ist zudem abschaltbar, wobei ich dafür wenig Gründe sehe, gelangt man mit der 1050er doch eher selten auf Pfade, wo die elektronischen Helferchen störend wären…

Das Windschild ist nicht verstellbar
Das Windschild ist nicht verstellbar
Liebe fürs Detail: elegante Fußrasten
Liebe fürs Detail: elegante Fußrasten

Auch die Original-Felgen sind fesch & sportlich
Auch die Original-Felgen sind fesch & sportlich

Schade, dass Triumph weiter auf eine Ganganzeige verzichtet, gerade beim Dreizylinder, der sich auch extrem untertourig bzw. schaltarm fahren lässt, wäre es manchmal sicher interessant zu "kontrollieren", welcher Gang gerade eingelegt ist.

Verändert wurde auch der Sattel des Motorrads. Die Sozia sitzt nun deutlich tiefer, was die meinige bzw. beste wo gibt vor allem auf längeren Etappen zu schätzen wusste, die etwas schmalere Bauweise der 830 mm hohen Sitzbank kommt kleineren Piloten entgegen, die nun leichter mit den Beinen zum Boden gelangen. Das Windschild bietet guten Schutz, zumindest bei einer Körpergröße unter 1,80 m und bis Tempo 130, ist allerdings nicht verstellbar. Jenseits der hierzulande erlaubten Autobahngeschwindigkeit kann es freilich schon recht zugig werden. Liebe fürs Detail verraten die feschen Fußrasten – da mag man gar nicht am Asphalt kratzen bzw. mit dem schmutzigen Stiefel draufsteigen. Wobei dieses Motorrad ja auch nicht von der Straße runter will, viel mehr Funbike als Enduro ist. Den Kniewinkel empfand ich als angenehm, könnte größeren Fahrern aber Probleme bereiten, das voll verstellbare Fahrwerk arbeitet ordentlich. Auch bei schnellen, langgezogenen Kurven ist die Sport nicht aus der Ruhe zu bringen, was sicher auch am aufgezogenen Pirelli Angel GT lag – ein vertrauenweckender Reifen, wie gemacht für dieses Motorrad. Die Upside-Down-Gabel mit 140 mm Federweg bügelt Unebenheiten weg wie nix, nur auf meiner "Normrunde" über das Kopfsteinpflaster der Wiener Höhenstraße stieß es bei beherzter Fahrweise an seine Grenzen, war aber trotzdem weit davon entfernt, dass es einem die Blomben aus den Zähnen haut, wie sich das Fahrgefühl bei manchem Supersportler auf dieser Strecke äußert. Die schmucken Speichenfelgen, auf der die Testmaschine daher kam und wie sie von der Fa. Ossimoto in Wien angeboten werden, erhöhen den Anschaffungspreis von in Österreich 14.590 Euro noch einmal um ca. 15 Prozent, aber auch die originalen Aluguss-Felgen machen schon ordentlich etwas her. Wie überhaupt die 1050er im feschen Laufgwandl wirklich Sportlichkeit vermittelt. Genehmigt hat sich die Britin im Test knapp über 6 Liter Super auf 100 Kilometer, wenn man allerdings etwas gemächlicher am Gasgriff dreht, erscheint mir die Herstellerangabe von 5,3 Liter im Landstraßenbetrieb durchaus als realistisch.

"Die relativ hohe Sitzposition auf der Triumph Tiger 1050 Sport hat mir an sich sehr gut gefallen und tut der Übersicht gut, auch das Sitzpolster ist angenehm  –  nicht zu hart und nicht zu weich. Allerdings ist der Kniewinkel auf Dauer nicht so entspannend wie auf den klassischen Reiseenduros. Daher sind zwar auch richtig lange Tagesetappen machbar, ich wurde aber doch etwas früher müde als auf anderen Motorrädern. Unterm Strich gibt's für die sportliche Raubkatze von mir drei von fünf möglichen Wölfen." 


Amaturen im typischen Triumph-Stil, die allerdings leider eine Ganganzeige vermissen lassen. Dafür ist das Bekenntnis zur Sportlichkeit am schwarzen Lenker niedergeschrieben...
Amaturen im typischen Triumph-Stil, die allerdings leider eine Ganganzeige vermissen lassen. Dafür ist das Bekenntnis zur Sportlichkeit am schwarzen Lenker niedergeschrieben...

Fazit: Auch wenn die im Vorjahr vorgestellte Explorer nach wie vor die stärkste Raubkatze aus dem Hause Triumph ist, so ist die 1050er Sport nicht nur wegen des Schriftzuges am Tank eindeutig die sportlichste aus der Tiger-Familie – wozu auch schon der optische Auftritt mit der Einarmschwinge und dem schlankeren Hinterteil beiträgt, was sich aber vor allem in den Fahreigenschaften ausdrückt. Ein Allrounder, dank des als Extra angebotenen Koffersystems auch absolut reisetauglich. Wäre sicher etwas für den nächsten Dolomiten-Urlaub, die Ligurische Grenzkammstraße gehe ich im September aber doch lieber mit meiner 800 XC an. 

 

@ 07/2013