Kleine Alpenrunde im Herbst

Ein Tiger und zwei Kühe auf Streifzug durch Österreich und Bayern

"Hast du Lust mit Wilfried und mir spontan nach Slowenien und Friaul zu fahren“, fragte mich mein alter Kumpel Klaus. Lust immer – und Zeit nahm ich mir, indem ich kurzfristig zwei Tage unter der Woche freischaufelte. Am Vorabend haben wir dann noch von Slowenien auf Richtung Salzburg umgesattelt, da am Wetterradar Regenwolken über der Steiermark und Kärnten auszumachen waren. Nicht, dass wir ausschließlich Schönwetterfahrer wären, aber wenn du schon Sonnenschein pur genauso zur Auswahl hast…

Tag 1 • Wenn ich 'nen See seh, brauch ich kein Meer mehr

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Tag 1
Ohne Autobahn-Abschnitt, von Gmunden bis Kochel am See
Track vom_ 2018-10-17 WWK Okt 18 T1 001.
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Wien - Gmunden (Autobahn) am Traunsee - Großalmstraße - TaferlklausseeAttersee - Mondsee - Wolfgangsee - Postalm - Golling - Hallein - Deutsche Alpenstraße - Schliersee - Tegernsee - Bad Tölz - Kochel am See.

 

Streckenlänge: Ca. 580 Kilometer


Also ging's um 06:30 Uhr los Richtung Westen, um zunächst einmal auf der A1 Kilometer zu machen. Da war's noch ziemlich frisch, aber spätestens als wir vor Gmunden die Autobahn verließen wurde es auch Punkto Temperaturen rasch angenehmer. Über die Großalmstraße ging's dann vom Ufer des Traunsees rüber an jenes vom Attersee...

…überhaupt sollten uns, wenn's schon nicht ans Meer in Slowenien ging, an diesem Tag noch einige Seen auf unserem Weg begleiten. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, in der obigen Aufzählung noch den einen oder anderen vergessen zu haben. Egal. An Mond- und Wolfgangsee vorbei steuerten wir zielstrebig auf die Postalm zu, als mir erstmals bewusst wurde, worauf sich mein Tiger mit den beiden Kühen eingelassen hatte. Wenn ich in der Vergangenheit mit Klaus und dessen Transalp unterwegs gewesen bin, hatten wir in etwa dieselben Tank-Intervalle, ging's spätestens nach 300-350 Kilometer zur Labung des Zweirads an die Pumpe, seit er und Wilfried (der erst vor kurzem seine Super Tenere eingetauscht hatte) auf GS Adventures mit deren dicken Tankfässern unterwegs sind, bin jedoch ich der erste, dem der Sprit ausgeht. Also noch rasch rechtzeitig aufgetankt, bevor es über Österreichs größtes zusammenhängendes Almgebiet ging – wo wir nicht nur das einzige (kurze) Schotterstück der beiden Fahrtage unter die Räder nahmen, sondern auch (wieder mal) kurz in der Blonden Hütte einkehrten, um uns einen kleinen Imbiss zu gönnen.

Route hatten wir zwar keine geplant – es sollte einfach Richtung Deutsche Alpenstraße bzw. in weiterer Folge Garmisch gehen – wir schafften es aber trotzdem, uns bei Hallein zu "verfahren". Dank Wilfrieds Navi, das offenbar unbedingt unbefestigte Wege suchte, welche uns dann mit den dicken Mopeds doch zu "naturbelassen" waren. Das steile, feuchte, mit Blättern übersäte Stück Wiese von einem Waldweg wäre vielleicht mit der CCM oder Wilfrieds Husaberg eine Option gewesen, so entschieden wir uns doch zur Umkehr…

…aber wie hätten wir sonst den alten Eggl-Riedel-Stollen des Salzbergwerks gesehen?

Es blieb auch auf Asphalt fahrerisch fein, auch der Verkehr hielt sich auf der Deutschen Alpenstraße in Grenzen. Erst bei Bad Tölz gerieten wir ganz offenbar in die Rush-Hour nach Büroschluss, mit dem Zweirad konnten wir dem Mega-Stau aber relativ leicht entrinnen. Und schließlich fanden wir in Kochel am See ein Quartier für die Nacht – mit 50 Euro pro Kopf und Nase inklusive eines reichhaltigen Frühstücks-Buffet für deutsche Verhältnisse sogar recht günstig. Und das Abendessen im nahen Gasthof zur Post war auch für Klaus' Verhältnisse ausreichend proportioniert – ergo: Alles richtig gemacht!

Tag 2 • Einmal im Jahr sollte man schon über den Glockner, am besten hin & retour

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Tag 2
Ohne Autobahn- bzw. Schnellstraßen-Abschnitt, von Kochel am See bis Liezen
Track vom: 2018-10-18 WWK Okt 18 T2 001.
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Kochelsee - Walchensee - Vorderriß - Achensee - Zell am Ziller - Gerlospass - Neukirchen am Großvenediger - Mittersill - Zell/See - Großglockner Hochalpenstraße - Altenmarkt - Schladming - Liezen - Autobahn bwz. Schnellstraße nach Wien

 

Streckenlänge: Ca. 680 Kilometer


Bei Nebel ging es am nächsten Morgen weiter – kein wirkliches Problem, wenn man dann von der Kesselberg-Passhöhe zwischen Kochel am See und Urfeld am Walchensee derartige Ausblicke auf den Kochelsee serviert bekommt…

…aber auch am Ufer des Walchensees mussten wir unbedingt kurz zum Knipsen anhalten:

Oder an der mautpflichtigen (Stand Oktober 2018: 4€/Motorrad) Privatstraße bei Vorderriß:

Kurz: Es war erneut von Anfang an ein wunderbarer Fahrtag, der uns beim malerischen Achensee zurück nach Österreich brachte und in weiterer Folge durchs Zillertal und über den Gerlos-Pass bzw. die Pinzgauer Höhe von Tirol nach Salzburg. Fast müßig zu erwähnen, dass uns auch diese Strecke wieder herrliche Ausblicke bot. In Mittersill gönnten wir uns dann eine kurze Kaffee-Pause und danach trennten sich unsere Wege. Nicht, weil wir schon genug von Wilfried gehabt hätten, sondern, weil dieser zwei Tage mehr zur Verfügung hatte und daher noch im Friaul und in Slowenien auch ein wenig Schotter finden wollte – damit er nicht umsonst extra vor der Tour die Anakee Wild aufgezogen hatte. Also ging es für ihn über die Felbertauernstraße weiter – und unser Tages-Höhepunkt stand auch noch bevor…

…und zwar die Großglockner Hochalpenstraße. Einmal im Jahr fahre ich nach Möglichkeit zumindest einmal drüber, was sich zwar nicht immer ausgeht, aber eben doch fast. Und diesmal wurde dazu wohl eine der letzten Möglichkeiten genützt, gilt doch voraussichtlich ab 12. November zumindest von Salzburger Seite die Wintersperre.

Diesmal aber hätte das Wetter für Mitte Oktober nicht besser mitspielen können – und erleichterte uns so die Wahl nach der Weiterfahrt: Zur Option stand a) über Kärnten zurück nach Wien zu fahren oder

b) die Glocknerstraße praktisch gleich doppelt, also hin & retour mitzunehmen sowie danach dann eben im Norden über das Ennstal die Heimreise anzutreten.

Es wurde b wie besser, zumindest in diesem Fall. So wenig Verkehr und doch derart gute Fahrbedingungen findet man selten am Glockner vor, dazu betrug die Mautgebühr pro Motorrad zum Saisonende "nur" 19,50 Euro statt der sonst üblichen, stolzen 26. Die Straße war trocken, lediglich im Hochtor-Tunnel, der Salzburg und Kärnten miteinander verbindet, lag etwas Eis auf der Fahrbahn, so wenig Schnee habe ich aber selbst im September dort oben noch nie gesehen. Leider war der Stich rauf zur Edelweiß-Spitze wegen Straßenbauarbeiten gesperrt, aber selbst auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe haben wir gerade eine Handvoll andere Motorradfahrer getroffen. Also kosteten wir die Zeit am höchsten Berg Österreichs so richtig aus, ehe wir uns dann wieder zurück unten in Ferleiten noch einmal stärkten: Ein Supperl für mich und ein Cordon Bleu für den Klaus.

Anschließend ging es über Altenmarkt, Schladming etc. durchs Ennstal und es war schon dunkel, als wir bei Liezen auf die Autobahn auffuhren, um die letzten rund 240 Kilometer auf A9, S6 und A2 abzuspulen, ehe ich um 21:30 und Klaus etwas früher daheim ankam.

Fazit: Es hat sich wieder einmal ausgezahlt, mal rasch für zwei Tage loszufahren – und weil ich immer brav meine Reha gemacht habe, zahlt das Wetter jetzt auch ein klein wenig von dem zurück, was ich im Sommer durch meinen Schienbeinbruch versäumte. Das war schon 2015 so, als es bis in den November hinein richtig schön gewesen ist und ist auch 2018 hoffentlich noch eine ganze Weile so. Nicht, dass ich bei Kälte nicht fahren würde, aber es macht – wie schon eingangs erwähnt – einfach mehr Spaß, wenn die Sonne scheint. Apropos Spaß: Mit Wilfried, den ich bislang nur von seinen Spitalsbesuchen bzw. dem einen oder anderen Grillabend kannte und der schon heuer im Frühjahr einmal mit Klaus drei Tage unterwegs gewesen ist, haben wir einen neuen Tourenpartner gefunden, der passt – sowohl beim Fahren, als auch bei den Pausen, von denen er ähnlich wenige braucht wie wir. Also: Gerne wieder (öfter) mal!